Englischer Abend auf Burg Wassenberg

Burg Wassenberg
Rittersaal
Am Burgberg 1
Wassenberg
17.00 Uhr
Eintritt auf Spendenbasis

*“Ich bin Maitre Wassenberg, der Staatsanwalt für Sittenfragen."*Jean-Paul Belmondo in Der Unverbesserliche

Auf Burg Wassenberg nahe der Schulz-Stadt Würselen präsentieren die Cellistin Regina Rücker und die Harfenistin Isabelle Marchewka wieder ihr englisches Programm, mit dem sie schon in Köln entzückt haben. Bekannte Komponisten wie Edward Elgar, William Walton, Benjamin Britten (das berühmte Thema aus dem Young Persons Guide to the Orchestra), Malcolm Arnold (Englische Tänze) und Howard Blake (das berühmte Walking in the Air aus dem Kultstück Der Schneemann) stehen neben Barockem von Purcell und Händel und Volksliedbearbeitungen von Ralph Vaughan Williams oder dem berühmten Thema aus den Planeten von Gustav Holst. Einige der Stücke hat Tobias van de Locht wieder eigens für diesen englischen Abend arrangiert. Rule Britannia!

Programm
HENRY PURCELL (1659-1695) arr. Tobias van de Locht (*1975): Rondeau aus Abdelazer/ Fairest Isle / Trumpet Voluntary
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685-1759): Gambensonate C-Dur / Lascia ch’io pianga
EDWARD ELGAR (1857-1934): Dry Those Fair, Those Crystal Eyes/ Sospiri / Salut d´amour / Land of Hope and Glory (arr. Tobias van de Locht)
GUSTAV HOLST (1874-1934): Jupiter aus Die Planeten
RALPH VAUGHAN WILLIAMS (1872-1958): Six Studies On English Folk Songs

BENJAMIN BRITTEN (1913-1976): Ca´the Yowes / Ouvertüre aus der Suite für Harfe op. 83 WILLIAM ALWYN (1905-1985): Crépuscule
MALCOLM ARNOLD (1921-2006): Fantasie für Violoncello op.130 / Andante con moto / Englischer Tanz op. 27 Nr.3/ The Buccaneer aus derSuite Nr.1 für Violoncello und Harfe (arr. Tobias van de Locht)
WILLIAM WALTON (1902-1983): Under the Greenwood Tree aus As You Like It
HOWARD BLAKE (*1938): Penillion / Walking in the Air aus Der SchneemannREGINA RÜCKER, Violoncello und Sopran
ISABELLE MARCHEWKA, Harfe

Programmhefttext von Tobias van de LochtHENRY PURCELL (1659-1695) arr. Tobias van de Locht (*1975): Rondeau aus Abdelazer/ Fairest Isle / Trumpet VoluntaryAls Urvater der britischen Musik gilt der Barockmeister Henry Purcell. Seine höfischen Stücke, “Trumpet Tunes” und Schauspielmusiken zu Shakespeare-Dramen begeistern in ihrer Frische bis heute. Benjamin Britten machte das Rondeau aus Abdelazer berühmt, indem er Variationen über dieses Thema schrieb unter dem Titel The Young Person´s Guide to the Orchestra.

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685-1759): Gambensonate C-Dur / Lascia ch’io piangaPurcell machte im späten 17. Jahrhundert Großbritannien attraktiv als Musikland, so daß der Hallenser Komponist Georg Friedrich Händel nach Stationen in Deutschland und Italien auf der Insel Fuß fassen konnte, indem er sich dem Publikumsgeschmack anpaßte und Opern und Oratorien am Fließband produzierte. Aus der Oper Rinaldo stammt die von Regina Rücker gesungene Arie, und Händels reichhaltige Instrumentalmusik wird in unserer Auswahl durch die Sonate für Gambe repräsentiert, einem Vorläufer des Violoncello.

EDWARD ELGAR (1857-1934): Dry Those Fair, Those Crystal Eyes/ Sospiri / Salut d´amour / Land of Hope and Glory (arr. Tobias van de Locht)

Der Schöpfer der Enigma-Variationen und der populären Pomp-and-Circumstance-Märsche (erst letztes Wochenende wieder bei der “Last Night of the Proms” zu erleben) war auf allen Gebieten der Vokal- und Instrumentalmusik erfolgreich, so daß Sie ihn heute abend als Komponisten zartester Preziosen wie dem Salut d´amour, aber auch als Beschwörer der Massen entdecken können wie im zur heimlichen englischen Nationalhymne gewordenen Land of Hope and Glory.

GUSTAV HOLST (1874-1934): Jupiter aus Die Planeten

Die Planeten stellen nicht nur eine der bekanntesten britischen Kompositionen dar, sondern sind eines der meistgepielten Orchesterwerke überhaupt. Gustav Holst porträtiert in sieben großartigen Sätzen die Planeten unseres Sonnensystems. Besonders der im Zentrum stehende IV. Satz Jupiter, der Bringer der Freude wurde populär. Nach der Melodie des Trios dieses Scherzos entstand das Kirchenlied I Vow to See Thy Country, das sich heute noch im Gesangbuch der Anglikanischen Kirche befindet und z.B. auf der Beerdigung von Prinzession Diana vor genau 20 Jahren gesungen wurde.

RALPH VAUGHAN WILLIAMS (1872-1958): Six Studies On English Folk Songs

Holst und sein zwei Jahre älterer Kommilitone Ralph Vaughan Williams waren Busenfreunde, die über die Lande zogen und sich von Bauern und Fischerleuten englische Volkslieder vorsingen ließen, einmal um sie vor dem Vergessen zu bewahren und zum anderen, um sie in ihre eigenen Kompositionen einzubauen oder als Inspirationsquelle zu benutzen. Deshalb klingen ihre Werke so englisch, genau wie Dvorak tschechisch klingt. Für variable Besetzung entwickelte Vaughan Williams sechs Studien über die von Holst und ihm entdeckten Volksweisen.

BENJAMIN BRITTEN (1913-1976): Ca´the Yowes / Ouvertüre aus der Suite für Harfe op. 83
Benjamin Britten reüssierte besonders mit seinen Opern wie Peter Grimes, schuf darüberhinaus jedoch auch Kammermusik wie die für seinen Freund Ossian Ellis geschriebene Suite für Harfe. Für Ellis komponierte auch Sir Malcolm Arnold seine Harfenfantasie. Auch er war von der Bodenständigkeit der englischen Volksmusik fasziniert, stammt er doch aus einem Fischerdorf an der ostenglischen Küste und gründete dort das bis heute stattfindende Opernfestival in Glyndebourne.

WILLIAM ALWYN (1905-1985): Crépuscule

Zu Unrecht nicht ganz so bekannt wie Benjamin Britten ist der Tausendsassa Sir William Alwyn. Anders als Britten war Alwyn bekennder Sinfoniker, legte fünf große Sinfonien vor, daneben Solokonzerte und Kammermusik. Zu berühmten Filmen wie Odd Man Out mit James Mason oder Der rote Korsar mit Burt Lancaster schrieb er aufregende Partituren. Das ungleich kürzere und ruhigere Stück Crépuscule ist sein einziges Werk für Harfe solo. Der Titel bedeutet Zwielicht, Halbmond oder Halbdunkel, und genauso atmosphärisch klingt es auch.

MALCOLM ARNOLD (1921-2006): Fantasie für Violoncello op.130 / Andante con moto / Englischer Tanz op. 27 Nr.3/ The Buccaneer aus derSuite Nr.1 für Violoncello und Harfe (arr. Tobias van de Locht)

Sir Malcolm Arnold war vielleicht der bedeutendste und einflußreichste englische Komponist des 20. Jahrhunderts, hat er doch die Grenzen zwischen anspruchsvoller sinfonischer Musik (von ihm stammen neun monumentale Sinfonien, die sein Schüler Tobias van de Locht derzeit erstmals in Deutschland als Zyklus dirigiert) und der Unterhaltung durch Einbeziehung von irischer Folklore (er lebte lange Jahre in Dublin) und sogar moderner Rockmusik (er arbeitete mit der Gruppe The Deep Purple zusammen) gesprengt. Aus mehreren seiner Themen hat Tobias van de Locht eine farbige Suite für Violoncello und Harfe zusammengestellt, aus der Sie heute u.a. ein Thema aus der Sinfonie Nr.5 hören, einen stimmungsvollen Englischen Tanz sowie das Kleinod The Buccaneer (Der Freibeuter), ursprünglich ein Albumblatt für Klavier, das Tobias van de Locht auch als Orchesterstück bearbeitet und unzählige Male aufgeführt hat.

WILLIAM WALTON (1902-1983): Under the Greenwood Tree aus As You Like It

Malcolm Arnolds bester Freund war der ebenfalls geadelte Komponistenkollege Sir William Walton. Auch er war ein großer Sinfoniker, Opernkomponist (Der Bär, Troilus und Cressida) und Schöpfer aller Arten von Instrumental-, Vokal- und Kammermusik. Auch im Bereich Film leistete er Bahnbrechendes. Als Hauskomponist von Sir Laurence Oliver, der Walton sogar als Shakespeare des 20. Jahrhunderts bezeichnete (während Arnold sehr treffend mit Charles Dickens verglichen wird ob seines sozialen Engagements, und da sich beide Autoren nur zu sehr der menschlichen Tragödie bewußt sind), schrieb Walton zu allen Bühnen- und Filmadaptionen der Shakespeare-Dramen durch Olivier die Musik. Malcolm Arnold bezeichnete die Partitur zu Henry V als beste Filmmusik aller Zeiten. Tobias van de Locht hat eine über 60minütige Oratorienfassung daraus mit Chor und Orchester als deutsche Erstaufführung in verschiedenen deutschen Städten dirigiert. Heute abend hören Sie jedoch ein wunderschönes Lied aus der Shakespeare-Komödie As You Like It (Wie es euch gefällt), von den Protagonisten im Wald gesungen, wo sich die Paare dieser Mutter aller Verwechslungskomödie treffen.

HOWARD BLAKE (*1938): Penillion / Walking in the Air aus Der Schneemann
Auch zum einzigen noch lebenden Komponisten unserer Revue, Howard Blake, pflegen Isabelle Marchewka und Tobias van de Locht freundschaftlichen Kontakt. Tobias hat die Geburtstagsgalen zum 70., 75. und im nächsten Jahr stattfindenden 80. Geburtstag und auf dem Bonner Beethovenfest die Uraufführung von Blakes Sinfonie Nr.3 dirigiert. Für die beiden schrieb Howard unlängst ein Concertino für Harfe und Streicher, das die Widmungsträger im Dezember 2017 in Köln, Monheim und Witten aus der Taufe heben werden. Blakes berühmtestes Werk ist sein Kindermusical The Snowman (Der Schneemann), aus dem Sie den Song Walking in the Air hören. Dieses Lied wurde über 300mal (!) gecovert, von Heavy-Metal-Bands bishin zu Plácido Domingo! Fügen wir mit dem Duo Rücker-Marchewka eine weitere schöne Version hinzu!

(Text: Tobias van de Locht)