Pelleas und Melisande als neues Konzert-Drama
Sonntag 28. September 2014
11.00 Uhr in der Zehntscheune Kloster Heisterbach
15.30 Uhr im Augustinum Bonn
JEAN SIBELIUS: Pelleas und Melisande - Konzertdrama für zwei Schauspieler und Orchester nach dem Stück von Maurice Maeterlinck und der Schauspielmusik von Jean Sibelius adaptiert von Tobias van de Locht (Uraufführung)
MALCOLM ARNOLD: Klarinettenkonzert Nr.2
GEORGE GERSHWIN: Promenade (Walking the Dog), orchestriert von Tobias van de Locht (Uraufführung)
CÉSAR FRANCK: Prélude, Fugue et Variation, orchestriert von Tobias van de Locht (Uraufführung)
RENÉ HEINERSDORFF als Pelleas
VASILIKI ROUSSI als Melisande
PAMELA COATS, Klarinette
Sinfonia Königswinter
TOBIAS VAN DE LOCHT
gefördert von
Nach seinen erfolgreichen Konzertdramen Das Mädchen aus Arles nach der Kurzgeschichte von Alphonse Daudet und der Musik von Georges Bizet (realisiert 2010 mit dem Kammerorchester Kaarst und ebenfalls René Heinersdorff als Erzähler) und Der kleine Hobbit nach Tolkien und mit eigener Musik (Larissa Neudert, Sopran; Neuer Chor Hamburg; Wandsbeker Sinfonieorchester; Eckart Dux, Erzähler) freut sich Tobias van de Locht, eine weitere Arbeit dieser Gattung vorlegen zu dürfen: Pelleas und Melisande nach dem Bühnenstück von Maurice Maeterlinck und der entsprechenden Schauspielmusik von Jean Sibelius. Am Ende des Konzerts schließt sich mit César Franck der Kreis: Tobias van de Locht hat dessen Orgelstück Prélude, Fugue et Variation für Orchester bearbeitet. Diese Version erklingt am 28. September zum ersten Mal.
Maeterlinck und Franck, beide aus Belgien stammend, wirkten nämlich beide Ende des 19. Jahrhunderts in Paris und versorgten ihre Umwelt mit reichlich düsteren Werken. Dabei hatte Camille Saint-Saens vor der “verderblichen Süße des Tristan-Gifts” gewarnt. Dem Einfluss Richard Wagners waren viele Künstler dieser Zeit “verfallen” und siedelten ihre Stücke in nordgermanischen Sagenkreisen oder finsteren (Gefühls-)Welten an; dies gilt auch für Pelleas und Melisande, ein symbolistisches Stück, das nicht ohne Grund auch in Finnland aufgeführt wurde, wo Jean Sibelius 1905 mit der Schauspielmusik beauftragt wurde.
Ravel, Milhaud und andere Komponisten um die Jahrhundertwende sahen einen Ausweg aus der “Krise” der Germanisierung der französischen Kultur: den Jazz, den sie auf der Weltausstellung in Paris kennengelernt hatten, als erstmals andere Musikkulturen in Europa auftraten. Daher kontrastieren wir der Musikgeschichte entsprechend Sibelius´ und Francks manchmal melancholische Musiken mit zwei fröhlichen, beliebten und swingenden Stücken: dem 2. Klarinettenkonzert von Sir Malcolm Arnold, dessen Assistent und Freund Tobias van de Locht war, und der Promenade von George Gershwin.
Zwischen Malcolm Arnold und Jean Sibelius gibt es außer stilistischen Einflüssen des Finnen auf das Werk des Briten eine weitere wichtige Verbindung, denn beide Musiker waren miteinander befreundet, und Arnold war der letzte Mensch, dem Sibelius die Partitur seiner 8. Sinfonie gezeigt hatte, bevor er sie dem Kaminfeuer überantwortete.
Die Musik Malcolm Arnolds ist oft nordisch-herb geprägt, nicht so jedoch sein 2. Klarinettenkonzert: 1973 schrieb er das spritzige und mit einem echten Rag-time-Rausschmeißer endende dreisätzige Konzert als Auftragswerk für Benny Goodman, der es in Denver auch uraufführte. Tobias van de Locht schätzt sich glücklich, für die Aufführungen in Königswinter und Bonn die US-amerikanische Klarinettistin Pamela Coats gewonnen zu haben, die das Stück ebenfalls immer schon einmal spielen wollte und sich nun freut, dies unter der Leitung des ehemaligen Assistenten Malcolm Arnolds tun zu können. Die Aufführung findet im Rahmen von Tobias van de Lochts Malcolm-Arnold-Zyklus statt, den der Dirigent derzeit am Pult verschiedener Orchester realisiert. Natürlich darf dabei die Sinfonia Königswinter nicht fehlen, denn diese Verbindung wurde im Bonner Feuilleton als Glücksfall bezeichnet: “[…] beweist die Sinfonia Königswinter, dass sie mehr ist als ein passioniertes Liebhaberorchester und mit Tobias van de Locht über einen ebenso ambitionierten wie erfahrenen Dirigenten verfügt, der den Klangkörper weiterentwickeln wird.” (Lothar Krawinkel im Bonner Generalanzeiger)