Dux-Kino-Festival zur Jüdischen Kulturwoche
Rotunde des Steigenberger Grandhotels Petersberg Königswinter
11.00 - ca. 13.00 Uhr
Eintritt: 19,00 €, ermäßigt 12,00 €
Tobias van de Locht dirigiert im Rahmen der Jüdischen Kulturtage aus Anlaß des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs ein spektakuläres Chor- und Orchesterkonzert in der Rotunde des ehemaligen Gästehauses der Bundesrepublik. Die Kulturtage stehen in diesem Jahr unter dem Motto Angekommen. Daher bringen wir Musik von jüdischen Komponisten, die aus Nazi-Europda nach Hollywood gekommen waren und dort Meilensteine der Filmmusik schufen.
Sonntag 15. März 2015 um 11.00 Uhr in der Rotunde des Steigenberger Grandhotels Petersberg Königswinter
Klassische Filmmusik im Rahmen der Jüdischen KulturtageALFRED NEWMAN: 20th Century Fox Fanfare (1934, erweitert 1954*)HOWARD SHORE: Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs (Kantate für Erzähler, Soli, Chor und Orchester, 2003/2014)*
JERRY GOLDSMITH: Alien (Finale, 1979/2014)***
ALEX NORTH: 2001 - Odyssee im Weltraum (Prelude, 1968/2014)*****
- Pause -
BERNARD HERRMANN: Fahrenheit 451 (Suite für Streichorchester mit zwei Harfen und Schlagwerk, 1966/2014)* / Reise zum Mittelpunkt der Erde (Suite für Blasorchester mit fünf Orgeln, zwei Harfen und Schlagwerk, 1959/2014)****
MIKLÓS RÓZSA: El Cid (Palace Music für zwei Flöten und zwei Harfen, 1961)
BRONISLAV KAPER: Meuterei auf der Bounty (Konzertszenarium für Eckart Dux, Chor und Orchester, 1962/2014, Uraufführung)*
ECKART DUX, Erzähler (deutsche Stimme von Anthony Perkins, Steve Martin, Gandalf u.a. mit seinen originalen Sentenzen aus Meuterei auf der Bounty)Mitglieder folgender Kölner Chöre und Vokalensembles: Cologne Overtone, Kirchenchor Cäcilia St. Joseph, Voice TABS und Pauluskantorei (Einstudierung: Mechthild Brandt und Anja Dewey)
ANNEMARIE, ALBERT & JAKOB GAEDE, MARIA & EDGAR ZENS, elektronische Orgeln
ISABELLE MARCHEWKA & SARAH GÜNNEWIG, Harfe
Blasorchester Lessenich (Eifel)
Dellbrücker Symphoniker
JAKOB GAEDE, Leitung (Der Herr der Ringe)
Sinfonia Königswinter
TOBIAS VAN DE LOCHT, Leitung
Orchestratoren: *Marcus Caratelli, **Jakob Gaede und ***Tobias van de Locht
gefördert vom Kulturamt der Stadt Bonn und den Jüdischen Kulturtagen 2015
Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage 2015 erklingen anläßlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs stilbildende Werke jüdischer Komponisten, die zum Teil vor den Nazis fliehen mussten und in Hollywood Meisterwerke der Filmmusik schufen.
Alfred Newman war der langjährige Musikdirektor der 20th Century Fox und schrieb 1934 selber die Erkennungsfanfare für dieses Studio - bis heute wahrscheinlich die bekannteste Fanfare überhaupt!
Komponisten wie Newman, Herrmann, Kaper, North, Goldsmith und Rózsa waren und sind bis heute Wegbereiter und Hauptinspirationsquelle von Komponisten wie John Williams (Star Wars) oder Howard Shore, der mit seiner großangelegten epischen Filmmusik zur Herr-der-Ringe-Trilogie an vergangene Zeiten anknüpft. Jakob Gaede hat aus dem dritten Film der Franchise eine spektakuläre Kantate für Soli, Chor und Orchester geschaffen. Eckart Dux ist zur Zeit als deutsche Stimme von Ian McKellen als Gandalf in den Hobbit-Filmen in aller Ohr - wer sollte also geeigneter sein, als Erzähler durch die Kantate zu führen?
Alex North´ (ebenfalls aus einer jüdischen Familie stammend und eigentlich Isadore Soifer geheißen) Prelude zu Stanley Kubricks Jahrhundertfilm 2001 - Odyssee im Weltraum wurde für dieses Konzert von Tobias van de Locht rekonstruiert und orchestriert, denn im Film wurde diese Musik nicht verwendet, sondern durch das Intro aus Also sprach Zarathustra ersetzt.
Das gilt auch für das Finale, das Jerry Goldsmith zum Science-Fiction-Film Alien schrieb: Der Regisseur Ridley Scott (Die Duellisten, deren Musik 2013 von der Sinfonia Königswinter gespielt wurde) ersetzte es in letzter Minute durch einen Ausschnitt aus der Zweiten Sinfonie des amerikanischen Komponisten Howard Hanson. Tobias van de Locht hat auch dieses ursprünglich vorgesehene Finale aus der Feder von Jerry Goldsmith rekonstruiert, um unsere Präsentation von jüdischen Meistern “gegen das Vergessen” abzurunden.
Bernard Herrmann ist unseren Konzertbesuchern kein Unbekannter mehr: 2013 reüssierte die Sinfonia Königswinter auf dem Petersberg mit des Meisters Vertigo-Suite zum gleichnamigen Hitchcock-Klassiker. 1966 schrieb Herrmann eine nicht minder beeindruckende Musik zu Francois Truffauts Fahrenheit 451 für Streicher, zwei Harfen und Schlagzeug. Truffauts Film nach dem Roman von Ray Bradbury spielt in einer fiktiven Zukunft, in der das Lesen von Büchern verboten ist und diese daher von der Obrigkeit verbrannt werden. Der französische Regisseur thematisiert damit das Thema Bücherverbrennung auf beklemmende Weise. Die Musik von Herrmann klingt jedoch zugleich farbenreich, hoffnungsvoll und intim, während derselbe Komponist in der 1959 gedrehten Reise zum Mittelpunkt der Erde ein Blasorchester (bei uns verstärkt durch das Blasorchester Lessenich aus der - wie passend - Vulkaneifel, denn durch einen Krater gelangt man ins Innere der Erde, wie wir dank Jules Verne wissen) und nicht weniger als fünf Orgeln im Saal verteilt und mit Stereophonie und Raumklang experimentiert, um die Zuhörer in einen Strudel gleichsam zum Mittelpunkt der Erde mitzureißen.
Als kammermusikalisches Intermezzo in unserem Spektakel dient Miklós Rózsas nach alten spanischen Cantigas verfasste Palastmusik aus El Cid mit Sophia Loren und Charlton Heston. Nur zwei Flöten und zwei Harfen hat der Komponist besetzt, und da Tobias van de Locht im Besitz des Originalorchestermaterials ist, das zuletzt für eine LP-Aufnahme in London verwendet wurde, können wir diese Preziose heute möglicherweise erstmals im Konzert hören.
Bronislav Kaper, der aus Warschau stammte und in den 1920er Jahren in Berlin markige Kabarett-Songs geschrieben hat wie Mein Gorilla hat ´ne Villa im Zoo, schuf in Kalifornien für viele Klassiker markige Musiken: Seine Meuterei auf der Bounty klingt aufschäumend wie auf hoher See. 1962 verstimmbildlichte Eckart Dux in der deutschen Synchronfassung dieses Films einen der Meuterer: Kadett Young. Dessen aufwiegelnde Sentenzen und Kapers Musik hat Marcus Caratelli zu einem packenden Live-Minihörspiel für Eckart Dux und Orchester montiert. Erstmals wird Eckart Dux seine originalen Sätze von damals wieder aufleben lassen, und zwar live zur Originalmusik als Appendix zu Tobias van de Lochts Synchron-Musik-Theater IV (eine Woche später in Wuppertal zu erleben). Eine besondere Raffinesse ist, dass Marcus Caratelli sich bei seiner Rekonstruktion für eine frühe Version von Kapers Hauptthema entschieden hat, nicht für die finale Fassung von 1962, wie sie im Film zu hören ist. Eine mit Spannung erwartete Weltpremiere!
Sechs der acht Stücke wurden eigens für das heutige Konzert rekonstruiert, in Konzertform gebracht und originalgetreu reinstrumentiert, und zwar je zwei von Marcus Caratelli, Jakob Gaede und Tobias van de Locht, die z.T. nach Gehör vorgehen mußten, da viele Partituren verlorengegangen oder unzugänglich sind. Im Fall von Bronislav Kapers Meuterei auf der Bounty war Marcus Caratelli im Besitz eines Klavierauszugs, den der Komponist vom Hauptthema selbst angefertigt hat, und konnte diesen als Grundlage seiner Instrumentierung verwenden. Am schwierigsten war wohl Jakob Gaedes Herstellung einer Suite aus Bernard Herrmanns Reise zum Mittelpunkt der Erde für ein umfangreiches Blasorchester und nicht weniger als fünf Orgeln. Es ist eine von Herrmanns gewaltigsten Filmmusiken, die aber im Gegensatz zu den meisten anderen Partituren des Meisters nie im Konzertsaal oder in Neueinspielungen vertreten ist, nicht aus Gründen der Qualität, sondern nur des Aufwands wegen. Es handelt sich um die erste Aufführung dieser 1959 komponierten Musik in einem Konzert überhaupt!